[aus einem Brief]
…Auch mich befällt hin und wieder die Müdigkeit, muss ich gestehen, aber ich erkenne sie als Teil meiner alten Programmierung, die versucht, dem Leid des Anblicks dieser Welt zu entgehen. Ich gönne mir eine Stunde Schlaf und „kämpfe“ weiter, eingedenk der Jahrzehnte der Vergeudung von Lebenszeit zuvor. Sicher, sie waren die Vorbereitung für mein Heute und ich habe sie genutzt, mir ein philosophisches Skelett anzueignen, das die Leser meiner Schriften schon früh befremdete. So schrieb ich einmal:
„Es überrascht mich wenig, dass einer der Leser der Erstausgabe [meines autobiographischen Pamphlets „Mullai Yelle“] sich darüber beschwerte, er könne ‚mich‘ nirgends im Buch wiederfinden. Da sind wir schon zwei, wenn ich mir an dieser Stelle einen buddhistischen Witz erlauben darf.“
Aber insgesamt waren die ersten vierzig Jahre doch eine gigantische Verschwendungsschlacht der Oberflächlichkeit: Comics, Computerspiele, laute Musik und der Versuch, Schutz vor den anderen Sapiensen zu finden. Beim Lesen des Silesius-Vierzeilers frage ich mich, wie ich so viel Kraft für Unwichtiges verdaddeln konnte, oder wie irgendjemand sich selbst in dieser Haltung erträgt:
Mensch, werde wesentlich; // denn wenn die Welt vergeht, // so fällt der Zufall weg, // das Wesen, das besteht. — Angelus Silesius