Die Verwandlung des wilden Menschen in den zivilisierten hat ihn von einer eingebetteten schöpferischen Kraft zu einem bedürftigen Individuum gemacht, dessen ihm zugeteilte Ration davon abhängt, was das moralisch gerechtfertigte Maß erlaubt. Des zivilisierten Menschen Unfreiheit, Bedürftigkeit und Isolation ist das Ergebnis der Annahme, dass er unfrei, bedürftig und isoliert sei.
Es ist also illusorisch anzunehmen, dass eine fortgeschrittenere, gerechtere Zivilisation diesen Zustand durch soziale oder technische Ingenieurskunst beheben könnte, solange diese Annahme gilt.
Der Versuch, die Zivilisation auf eine andere Annahme zu gründen, wiederum, wird dazu führen, dass Zivilisation ganz verschwindet; technischer Fortschritt, monumentale Kunst, Ballungszentren und Wissenschaft sind ohne psychologische und physische Enteignung nicht erreichbar und ohne strukturelle Gewalt nicht haltbar. Ihr Wesen ist Gewalt, also Unfreiheit, Ungleichheit und Unbrüderlichkeit. ‘Divide et impera’ ist die ihr zugrunde liegende Weltanschauung, keine sonderlich perfide Strategie.
Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit sind damit als Ideale entlarvt, die in einer Zivilisation weder vorkommen noch verwirklicht werden können, sondern für die Dauer des Bestehens dieser Gesellschaftsform Wunschträume bleiben werden.