Heil!

Jedesmal, wenn ich sowas lese wie “Im Kreuz ist Heil”, dann denk ich an den armen Kerl da oben und dass er dringend einen Arzt bräuchte, der seine Wunden versorgt.
Ich schüttle den Kopf. In seinen Worten steckt so viel Weisheit, aber die Hauptsache, worauf sich der um ihn gebildete Kult stürzt, ist das Martyrium.
Ja, er ist für seine Überzeugung eingestanden und dafür gestorben. Integrität muss ihm wohl sehr wichtig gewesen sein. Verkäuflich nicht einmal um den Preis seines Lebens. Nur – ob das die zentrale Botschaft war… ich bezweifle es.

Was ist zum Beispiel mit den ganzen von ihm in Frage gestellten alttestamentarischen Werten? Hat sich, außer Lippenbekenntnissen, etwas daran geändert? Es heißt doch immer noch “Auge um Auge”, wenn es darum geht, Frieden zu schaffen. Es wird Friede sein, wenn beide Seiten still halten, heißt es, und es ist fürchterlich schwer zu vermitteln, warum das eben keinen echten Frieden darstellt, sondern nur die Abwesenheit von Krieg.
Ich bin Friede. So sollte es heißen. Ohne Vorbedingung. Ohne Bezug auf die Außenwelt. Frei von Furcht vor der Reaktion des Anderen.

Und genauso gilt das für jedes menschliche Streben, wonach auch immer. Es beginnt nicht mit “ich werde” oder “ich möchte”, oder gar: “sie müssen”. Der Keim zur Verwirklichung liegt im “ich bin”, denn so werden die innersten Regungen gefestigt und frei von Korruption zum Ausdruck gebracht.

Wenn also beispielsweise Die Mutter von einem “corps vivant à une unité humaine concrète”, der lebendigen Verkörperung einer wahren menschlichen Einheit, redet, dann meint sie damit weder die Vereinten Nationen noch eine Weltregierung. Sie spricht von der Abschaffung jeglichen Konflikts, ja sogar jeglicher Trennung. Nicht indem alle gleichgemacht werden, sondern indem man Vielfalt begrüßt.

Das kann man lange in Gesetzes- und sonstige heilige Bücher schreiben, ohne dass sich je was ändert. Auch dieses Blog stellt nur eine elektronische Form geduldigen Papiers dar. Die Zauberformel lautet: “Ich bin Einheit”.
Werte werden halt erst durch Leben zur Wirklichkeit. Aber der Kampf gegen die eigene Sozialisation ist endlich mal einer, der sich lohnt – und den ich gewinnen werde.

Und so sagte Jacque Fresco, als Larry King 1974 von ihm wissen wollte, was er vom Christentum hielte, bloß: “Ich finde es wundervoll. Wann werden sie es in die Praxis umsetzen?”

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