Freiwillige aller Kommunen, vereinigt euch

Freiwillige aller Kommunen, vereinigt euch

Heute begann im Unity-Pavillon ein viertägiger Kurs, mit dem Volunteer Workers das Funktionieren von Auroville nahegebracht werden soll. Besuche in verschiedenen Kommunen stehen ebenso auf dem Plan wie theoretische Erläuterungen und Einblicke in einige Schreibtisch-Bereiche.
Heute war erstmal Vorstellungsrunde angesagt, dann Interpretation des Traums von Auroville sowie der Vier-Punkte-Charta, und schließlich ein Gang zum Savitri Bhavan.
Ich denke, ich werde in den nächsten Tagen im Blog verstärkt auf den theoretischen / spirituellen Hintergrund eingehen. Der ideale Ausgangspunkt dafür ist Mother’s Dream of Auroville (1954):
 

“Es sollte irgendwo auf der Erde einen Ort geben, den keine Nation als ihr alleiniges Eigentum beanspruchen kann, einen Ort, an dem alle Menschen guten Willens und aufrichtigen Strebens frei leben können, als Weltbürger nur einer Autorität gehorchend: jener der höchsten Wahrheit;
ein Ort des Friedens, der Einigkeit, der Harmonie, wo alle kämpferischen Instinkte des Menschen ausschließlich zur Eroberung der Ursachen des Leidens genutzt würden, um seine Schwäche und Unwissenheit zu überwinden, über seine Begrenztheit und Unfähigkeit zu triumphieren;
ein Ort, wo die Bedürfnisse des Geistes und die Sorge um Fortschritt Vorrang über die Befriedigung von Gelüsten und Leidenschaften, die Suche nach Vergnügungen und materiellen Genüssen bekäme.
An diesem Ort könnten Kinder aufwachsen und sich integral entwickeln, ohne die Verbindung zu ihren Seelen zu verlieren. Bildung würde nicht im Hinblick auf zu absolvierende Prüfungen, zu erlangende Auszeichnungen und Papiere gegeben werden, sondern zur Bereicherung bestehender Fähigkeiten und der Hervorbringung von weiteren.
An diesem Ort würden Titel und Posten durch Gelegenheiten zu dienen und organisieren ersetzt werden. Für die körperlichen Bedürfnisse jedes Einzelnen wäre gleichermaßen gesorgt. In der allgemeinen Ordnung würden geistige, moralische und spirituelle Überlegenheit Ausdruck nicht in der Steigerung von Vergnügen und Macht finden, sondern in der Vermehrung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Künstlerische Schönheit in allen Formen, Malerei, Skulptur, Musik, Literatur, werden allen gleichermaßen zur Verfügung stehen, und die Möglichkeit die Freude zu teilen, welche sie bringen, wäre nur durch die jeweiligen Fähigkeiten begrenzt statt durch die soziale und finanzielle Lage.
Denn an diesem idealen Ort wäre Geld nicht mehr der unumschränkte Herr. Individuelle Verdienste würden größere Wichtigkeit besitzen als Werte materiellen Wohlstands und sozialer Stellung. Arbeit wäre nicht dazu da, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Sie wäre ein Mittel zur Selbstverwirklichung, zur Entwicklung von Fähigkeiten und Möglichkeiten, während man zugleich der gesamten Gruppe dient, die ihrerseits den Unterhalt und das Arbeitsfeld jedes Einzelnen sicherstellt.
Kurz gesagt wäre es ein Ort, an dem das Verhältnis der Menschen zueinander, das sonst fast ausschließlich auf Wettbewerb und Kampf beruht, durch Beziehungen ersetzt würde, welche sich um Fortschritt, Zusammenarbeit und wahre Brüderschaft bemühen.
Die Erde ist sicherlich nicht bereit für die Verwirklichung eines solchen Ideals, denn die Menschheit besitzt noch nicht das nötige Wissen, es zu verstehen und anzunehmen, oder die unverzichtbare Bewusstseinskraft es wahrwerden zu lassen. Darum nenne ich es einen Traum.
Trotzdem ist dieser Traum auf dem besten Weg Wirklichkeit zu werden. Das genau ist es, was wir im Sri Aurobindo Ashram mit unseren bescheidenen Mitteln in kleinem Maßstab versuchen. Das Erreichte ist natürlich weit davon entfernt perfekt zu sein, aber es entwickelt sich weiter: Stück für Stück bewegen wir uns in Richtung unseres Ziels, welches, so hoffen wir, eines Tages der Welt als ein praktisches und effektives Mittel präsentiert werden kann, das gegenwärtige Chaos zu überwinden, um in ein wahreres, harmonischeres neues Leben geboren zu werden.

(Auroville ist 14 Jahre später, am 28.2.1968, gegründet worden)

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