Sprache und Erfahrung

Sprache und Erfahrung

Jene, die wissen, reden nicht.
Jene, die reden, wissen nichts.
(Lao Tse)

Ich habe gelernt… Ich glaube die Meisten kennen das Gedicht der Dinge, die ein weiserer Mensch als wir verstehen würde. Ach was, verstehen. Verstehen tun wir’s irgendwie alle; was heißt das schon. Ich habe die Worte gelesen – ich weiß was sie bedeuten. Sie klingen richtig schlau irgendwie. So erwachsen.
Die Cleveren unter uns verstehen sogar die Implikationen. Wir können nicht bestimmen, was das Leben uns vor die Füße knallt. Von da an aber sind wir frei, aus den Vorgaben etwas zu formen. Beton. Es kommt drauf an, was du draus machst. Und die Cleveren mögen diese Implikationen nicht: „Ist ja alles richtig, aaaaber ich find’s trotzdem besser, am alten Weg festzuhalten.
Fein. Nehmt euch die Freiheit, zu genießen und wegzusehen, euch zu schützen und euch abzugrenzen und eures über das Wohl Aller zu stellen, ungeachtet der Langzeitfolgen. Was zählt ist der Augenblick.

Ich habe gelernt… Die Zukunft lässt sich nicht betrügen. Ihr denkt, ihr könnt eine Hypothek aufnehmen, ohne dass ihr sie je zurückzahlen müsst. Ihr glaubt, die Gesetze der Schwerkraft gelten nicht für euch. All zu lange waren die Gläubiger auch schon geduldig, aber eines Tages ist eben DER Tag. Welcher darf’s denn sein? – Zu dumm, er stand nicht im Terminkalender. Gerade heute passt es gar nicht gut, und eigentlich wäre ich vorher noch gern in Urlaub geflogen.

Ich habe gelernt… Die Welt ist eins. Ein unbegrenzter Mechanismus untereinander abhängiger, sich gegenseitig beeinflussender Elemente, der sich nicht drum schert, was wir als esoterisch oder pragmatisch betrachten. Was auf Tau Ceti geschieht betrifft uns, was Chavez sagt betrifft uns, was wir selbst denken ändert alles. Die Linguistik, die Astronomie, die Ökonomie und auch die Kochkunst, all das ist eins und es betrifft unser tägliches Leben auf die eine oder andere Weise. Der Glaube ein Element isoliert betrachten zu können hat aus der Erde ein Tollhaus gemacht. Die Grenzen niederzureißen wird sie wieder lebenswerter gestalten.

Ich habe gelernt… Es gibt keine Sicherheit, weder des Wissens, noch des Glaubens, noch des Körpers. Denn Sicherheit herzustellen hieße Erstarrung im status quo herbeizuführen, was in einer sich ständig im Fluss befindlichen Welt unmöglich ist. Allein der Versuch muss zu schwerwiegenden inneren und äußeren Konflikten führen. QED. Entropie drückt sich sogar im „freien“ Willen derer aus, die sich im Hacken, Angreifen, Eindringen, Penetrieren verdingen.

Ich habe gelernt… dass, was immer du lernst und glaubst verstanden zu haben, schon morgen überholt sein wird. Dass du noch so viel aufsaugen kannst, die Fakten nehmen kein Ende, und ihre unendlichen Kombinationsmöglichkeiten überfordern dich schon beim Versuch sie zu erfassen. So hat jede Lernmethode wie auch jedes Wissenssystem nur eingeschränkten Nutzen, und wem was in welcher Weise nutzt hängt vom Einzelnen ab.

Ich habe gelernt… All mein Geschwafel – wem nutzt es denn? Wer liest es überhaupt?
Ich mache mir diesbezüglich keine Illusionen. Das Leben geht für alle ungeachtet guter Worte weiter wie bisher, mit der persönlichen Erfahrung der eigenen kleinen Welt als einzigem Maßstab. Sicher muss es so sein, denn die Einheit von allem-was-ist müssen wir, jeder für sich, erfahren. Und alles, was ich für euch tun kann, ist, euch von meiner Reise zu berichten – der Reise nach Auroville, von der ich hoffe, dass sie mich an einen Punkt jenseits von Sprache führt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert