Fermi, die Zweite

Fermi, die Zweite

“…Die Logik sagt uns aber, dass nicht alle Technologien aus demselben Grund schweigen oder fleißig senden. Nicht jede Art beschränkt sich darauf, bloß zuzuhören oder unentwegt ins All zu funken. Wo Vielfalt ist, herrscht Pluralismus, entstehen viele Meinungen und ergo unterschiedliche Verhaltensweisen. Dieses ungeschriebene irdische Gesetz sollte auch die Soziologie vieler außerirdischer Kulturen prägen…
(Warum wir von ihnen nichts hören – Anmerkungen zum Fermi-Paradoxon und SETI. Harald Zaun in: Telepolis, 22.10.2009)

Es mag alle Arten von Völkern im Universum geben. Hören könnten wir ohnehin nur die, welche nahe genug für ein erkennbar künstliches Signal leb(t)en. Das schränkt die Vielfalt schon deutlich ein. Zum Nichtzustandekommen des Kontakts genügt es im Prinzip, wenn unsere unmittelbaren Nachbarn uns wissenschaftlich oder sozial um ein, zwei Nasenlängen voraus sind.

Die Logik könnte uns nämlich auch sagen: Schaut her, wenn so viele Völker der selben “Meinung” sind, spricht das stark für einen gemeinsamen Grund. Wir haben ihn nur noch nicht entdeckt. Entweder, weil uns ein entscheidendes Stück Information fehlt. Oder weil wir so verdammt von uns eingenommen sind, dass wir uns für ein wirklich cleveres Völkchen halten. Z.B. in Sachen Pluralismus. Dieses ungeschriebene irdische Gesetz ist eben nur ein irdisches Gesetz, und vielleicht noch nicht einmal hier universal gültig, sondern eher eine Tendenz im Denken bestimmter Kulturen. Wenn wir erst angefangen haben, unseren Egozentrismus zu überwinden (der wirklich nur ein kulturelles Phänomen unter den Erben der Neolithischen Revolution darstellt), könnte sich bewahrheiten, dass Meinungen – siehe meinen gestrigen Artikel – keinen Pfennig wert sind und wir uns ernsthaft mit der Frage beschäftigen: “Was sollen wir da draußen?” – und keine unterstützenden Fakten finden.

[Bild: Enrico Fermi in den 1940ern (gemeinfrei)]

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