Der Samstag begann mit Arbeit in Brühl, setzte sich auf der Animagic in Bonn fort und er endete in Godesberg – wie so oft – in einer Diskussion, die sich über Mitternacht hinweg in den frühen Morgen ausdehnte. Obwohl es eigentlich um ganz andere Themen ging und es DAS bestimmt nicht war, worauf wir hinaus wollten, gelangen uns neue Erklärungen für das Fermi-Paradoxon.
Eins
Wir sind tatsächlich allein. Ein leeres All ist hochgradig unwahrscheinlich, aber denkbar, wie man sich beispielsweise einen Punkt ohne räumliche Ausdehnung vorstellen kann.
Die Wahrscheinlichkeit widerspricht einem leeren, nicht aber der Idee eines nur gedachten Alls. Wenn sich jemand ein leeres All denkt, mit uns als einzigen Bewohnern darin, würden wir es exakt so sehen: leer. Wir wären Teil einer perfekten Illusion. Künstliche Lebewesen in einer Simulation, die simpel genug gestrickt ist, nur eine einzige Population zu enthalten.
Solange unsere Wahrnehmung und unser Bewusstsein eingeschränkt sind, lässt sich das aber schwer feststellen.
Die Überlegung an sich ist irrelevant, weil wir lediglich innerhalb der Vorgaben des Denkers handeln können. Unsere Wahrnehmung des Universums würde nur widerspiegeln, was der, der uns denkt, darin eingeplant hat. Wenn er seinen Kreaturen tiefere Erkenntnis vorenthalten will, werden wir ihn aus eigenem Antrieb wohl nicht überlisten können.
Alle weiteren Erklärungsversuche gehen davon aus, dass wir, der Wahrscheinlichkeit folgend, nicht allein sind. Wenn es andere Zivilisationen gab und gibt, würden sie in der schieren Größe des Universums so zahlreich sein, dass die unterschiedlichsten Lebens- und Zivilisationsentwicklungen – mehrfach – stattgefunden haben müssen. Die Wahrscheinlichkeit eines Kontakts wäre aufgrund der vielfältigen Kommunikationsmethoden wiederum sehr hoch. Da trotzdem keine zu uns durchdringt, muss es einen überall wirksamen Faktor geben, der Kontakte verhindert. Vielleicht sogar grundsätzlich.
Zwei
Hypothese 2 benutzt wiederum die Voraussetzung, dass Wahrnehmung und Bewusstsein uns am rechten Sehen hindern. Was, wenn unsere Vorstellung von Realität und ihrer Abläufe (z.B. Kausalität) bzw. der Form und Zusammensetzung des Alls uns von anderen Weltbildern trennt? Dann könnte es keine Kommunikation mit anderen Lebensformen geben, denn es gäbe keine Schnittmenge zwischen ihrer und unserer Wirklichkeit.
Das Problem könnte zum einen darin liegen, dass unser Weltbild (nur) die Wahrnehmung von Außerirdischen verhindert.
Es könnte aber auch darin liegen, dass wir – ungeachtet unserer Fähigkeiten – tatsächlich anderen physikalischen Realitäten unterworfen sind, als alle anderen Völker. Beides ließe sich mit der Zeit vielleicht überwinden.
Drei
Falls Intelligenz auf Erlösung hinausläuft, auf Freiheit von jeglichem Zwang, Einfluss, Streben, löscht es sich mit Erlangung absoluter Freiheit selbst aus. Es hieße ja auch Befreiung von biologischen Fesseln wie dem Selbsterhaltungstrieb.
Der Zustand könnte relativ früh auftreten. Prinzipiell besaß z.B. die Menschheit spätestens vor 2500 Jahren das philosophische Handwerkszeug dazu.
Mildere Variante von Hypothese 3: Ein gewisser Grad der Erkenntnis erlöst das Leben vom Streben nach endloser Ausdehnung. Denn was wäre schon gewonnen, wenn man andere Welten besiedelte. Im Prinzip genügt es, mit dem eigenen Planeten in Einklang zu leben.
Vier
Gibt es einen galaktischen Frosch, der still in seinem schwarzen Loch sitzt, bis sich in seiner Nähe eine Fliege bewegt, er die Zunge herausschnellen lässt und das Tier verschluckt?
Mit anderen Worten: Sind interstellare Kommunikation und Raumfahrt lebensgefährlich?
(note to self: Hypothese 4 BILD und P.M. zum Abdruck anbieten 😉