Drei Bücher

Drei Bücher

Ende: Tagebuch aus dem 3.Weltkrieg von Anton Andreas Guha hat mich richtig von den Socken gerissen. Geschrieben wurde es 1983, auf einem der Höhepunkte des Kalten Krieges, nach NATO-Doppelbeschluss und Stationierung der Pershings in Deutschland. Es spielt gegen Ende der 90er. Die Lage spitzt sich wegen einer erneuten Kuba-Krise zu. Einzelne Scharmützel am anderen Ende der Welt führen zu einer ganzen Reihe weiterer Krisenherde rund um den Globus, die alle mit Europa nichts zu tun haben, letztlich aber herüberschwappen. Vorhersehbar, mit der Präzision eines Uhrwerks, eskaliert der Krieg bis zur letzten Konsequenz.
Guhas „Tagebuch“ deckt einen Monat ab, einen Zeitraum, während dem er einen Frankfurter Journalisten seine Beobachtungen und Gedanken niederschreiben lässt: die Hilflosigkeit der Bevölkerung, die Machtlosigkeit der Opposition, die Kurzsichtigkeit der Politik, schließlich die Zwangsläufigkeit der Entwicklung.
Nun gibt es inzwischen ja massig Darstellungen über die Nachkriegszeit bis 1991. Zuletzt widmete der Spiegel eine Spezialausgabe diesem Thema. Nirgends allerdings habe ich eine so treffende Schilderung der paranoiden Atmosphäre der 80er Jahre gefunden wie hier.
Händeringend versucht der gebildete Chronist seiner Ängste Herr zu werden. Kant, Hegel, Marx und auch die Bibel vermögen ihm jedoch keinen Trost zu spenden, sondern werden von den Zwängen des Atomzeitalters genau so ad absurdum geführt, wie die paradoxe „Logik“ politischen Dünkels.
Ein Buch, das man unbedingt gelesen haben muss, denn auch wenn mit der Sowjetunion die Dauerkonfrontation namens Kalter Krieg aufgehört hat zu existieren, sind wir noch lange nicht befreit vom Alpdruck. Wir denken nur nicht mehr immerzu daran wie damals.

Der Graf von Monte Christo von Alexandre Dumas muss man, glaube ich, nicht gesondert vorstellen. Die Verfilmungen hat man sowieso schon gesehen und irgendwann liest ihn auch jeder mal. Hat dennoch viel Spaß gemacht, den wieder aufzuschlagen, um zu verfolgen, wie der unbeugsame Wille eines Einzelnen dem Schicksal ein Schnippchen schlägt. Letztlich bekommt der Graf seine Rache ja mit der Macht des Wortes und lässt seine Gegner über die eigenen Fallstricke stolpern, ohne jemand verbal oder tätlich angreifen zu müssen.
Bezeichnend die Szene, als Edmund Dantes dem Caderousse zeigt, dass jener stets bescheiden leben musste, aber in genau dem Moment, als er ohne eigenes Zutun zu Reichtum kam, dieser schon wieder nicht genug gewesen sei.
Ist es nicht so? Man hat nie genug.

Hurra, wir kapitulieren! – Von der Lust am Einknicken hinterlässt zwiespältige Eindrücke. Henryk M. Broder macht sich Gedanken zur Appeasementpolitik gegenüber islamischem Extremismus. Vieles, was er anprangert, entbehrt nicht der Logik. Stellenweise wäre wirklich mehr Durchsetzungsvermögen angebracht, anstatt Verständnis für Menschen aufzubringen, die gegenüber anderen absolut kein Verständnis zeigen.
„In Köln, wo auf der alternativen ‚Stunksitzung‘ ein Selbstmordattentäter persifliert wurde, war der stellvertretende Bürgermeister der Stadt über den Sketch tief besorgt – damit rücke man den Dschihad und die Hamas in ein schlechtes Licht.“
Derlei Beispiele gibt es in Broders Zeitgeistbuch genug. Woran es dann hapert, das sind konkrete Vorschläge, wie man es nun besser machen könnte. Hätte ich einen 170seitigen LJ-Motzeintrag geschrieben, er sähe wohl ganz ähnlich aus. Es genügt nicht, immer nur dagegen zu sein, und sei man noch so sehr im Recht.

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