Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett

Arnaldur Indriðason – Kältezone
In einem austrocknenden isländischen See kommt das Skelett eines Mannes zutage, Jahrzehnte zuvor anscheinend gemeinsam mit russischem Abhörgerät versenkt. Die Lösung des Falls ist ein spannendes Puzzle, bei dem die mit eigenen Problemen reichlich ausgestatteten Ermittler nicht viel mehr als vage Anhaltspunkte und Vermutungen leiten.
Der Krimi hier hat richtig Spaß gemacht.
Zum einen besitzen die Personen in ihrer teils trockenen, teils verschrobenen Art hohen Sympathiefaktor. Isländischer Alltag der Spät60er/Anfang70er Jahre und heute spielt eine Rolle und auch Politik in Zeiten des Kalten Krieges. Dem Autor gelingt es, dich spüren zu lassen, dass die Handlung in einem völlig anderen als dem gewohnten US- oder Euro-Umfeld stattfindet. Allein, dass alle sich duzen und es in unserem Sinne keine Familiennamen gibt, erzeugt schon eine besondere Stimmung.
Zum anderen geht es hier nicht nur um den Fall als solchen. In mehreren Situationen stehen Charaktere (und damit auch man selbst) vor der Frage, wie man sich als Mensch richtig, wie man sich menschlich verhält. Vom Schluss her betrachtet ist das sogar die zentrale Frage des ganzen Buches.
Dort, wo Kältezone ins Leipzig des Jahres 1956 entführt, trägt es übrigens auch etwas zur akutellen China-Diskussion bei.

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