Alte Liebe rostet nicht

Alte Liebe rostet nicht

Neulich sah ich sie wieder. Im Supermarkt.
Nein, nicht an der Kasse, sondern weiter hinten, zwischen Marmelade und Honig. Hab sie natürlich sofort wieder erkannt, schließlich war ich schon als kleiner Bub in sie verliebt. Sie ist fülliger geworden um den Bauch, aber süß ist sie immer noch. Und einfach unwiderstehlich. Sie ist so braun. Wow. Echt zum Reinbeißen.
Ich schleich mich von der Seite ran und sag scherzhaft: „Hey Babe, kommst du mit zu mir?“
Sie tut so, als hätt sie mich nicht gehört, drum probiere ich sie zu besänftigen: „Ok, es gab Andere… aber die waren alle nicht wie du. Bitte… ich kann ohne dich nicht sein!“
Da sie immer noch kühl an mir vorbei blickt, schnappe ich sie einfach und marschiere mit ihr zur Kasse. Dort, wo normalerweise alle Supermarktaffären beginnen.
Draußen ist es ungewöhnlich warm. Ich merke, wie sie langsam weich wird. Kann es kaum erwarten, bis wir zu Hause sind. Die Tür ist keine zwei Sekunden ins Schloss gefallen. Noch im Stehen befreie ich sie von ihrer goldglitzernden Hülle und beginne sie zu vernaschen. Sie gehört mir – und ich bin ihr Sklave. Eine Zunge streicht sanft über matt glänzende Haut. Alle Lichter fallen aus.
Als ich wieder zu mir komme, ist sie weg. Wortlos ausgegangen. Aber ihr schwerer, süßlicher Duft hängt noch immer im Raum.

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